Asien hat einige Gegenden mit eindrucksvollen Reisterrassen. Einige davon findet man in China.
Die Longji- („Drachenrücken“) Reisterrassen bei Longsheng gehören, neben der Karstlandschaft von Guilin und Yangshuo, zu den grossen Schönheiten von Guangxi.
Sie zählen zu den vielfältigsten und eindrucksvollsten unter diesen schönen Landschaften.
Solche Reisterrassen zählen zu den grossartigsten, faszinierendsten, Beispielen dafür, wie Geschichte und Landschaft, menschliche Arbeit und natürliche Bedingungen, miteinander interagieren können.
Sie gehören ausserdem zu den besten Beispielen für Kulturlandschaften, deren Anblick beeindruckt und glücklich macht, und die zugleich ökologisch funktionieren.
Lage und Teile der Longji Reisterrassen
Die „Autonome Region verschiedener Minoritäten“ der Longji-Reisterrassen nennen verschiedene ethnische Gruppen (mit etwas unterschiedlichen Traditionen) ihr Zuhause.
Da sie in unterschiedlichen Teilen der Region gelebt haben, gibt es für diese unterschiedlichen Teile verschiedene Namen – und doch auch welche für alles zusammen.
Man hört von dieser Gegend oft als Longji Reisterrassen (龙脊梯田, Longji Titian, „Drachenrücken-Terrassenfelder“) oder Longsheng Reisterrassen.
Die verschiedenen Areale darin sind die
- Longji Ancient Zhuang Terrassen felder
- Ping’an Reisterrassen (平安梯田 Ping’an Titian) und
- Jinkeng Dazhai Rice Terraces (金坑大寨梯田 Jinkeng Dazhai Titian)
Die „uralten“ Terrassenfelder der Zhuang liegen um das Dorf Longji; die Ping’an Reisterrassen umgeben Ping’an. Sie wurden beide von den Zhuang besiedelt und begründet.
Die wesentlichen Dörfer der Jinkeng Reisterrassen sind Dazhai und Tiantouzhai (und es gibt noch das „neue Dorf“ Xinzhai). Hier leben die „Roten Yao“.
Allerorts (sicher bei Ping’an und Jinkeng) gibt es ausserdem berühmte Aussichtspunkte mit ihren eigenen Namen.
Die berühmtesten Aussichtspunkte an den Ping’an-Reisterrassen sind
- Jiulong Wuhu, 九龙五, „Neun Drachen und fünf Tiger“
- Sieben Sterne um den Mond (七星伴月)
An den Jinkeng Reisterrassen um das Dorf Dazhai sind es:
- Xishan Shaole 西山韶乐 „West Hill Music“
- Qianceng Tianti (千层天梯) „Thousand-Layers Terraces“, and
- Jinfodeng 金佛顶 „Golden Buddha Peak“
Geschichte
Der Bau der terrassierten Felder, die in ihrer Gesamtheit als die Longji Reisterrassen bekannt wurden, begann in der Yuan-Dynastie (1271-1368).
Wahrscheinlich kam es, wie üblich, dazu, indem Mitglieder ethnischer Minoritäten in dieses härtere Berg-Umfeld verdrängt wurden.
Sie bauten hier jedenfalls einige kleine Dörfer, an verschiedenen Stellen der Bergkette, und errichteten die Feldterrassen, um Reis und Gemüse anzubauen.
Von einer versteckten Landschaft, in der man schwer überleben konnte, haben sich die Longji Reisterrassen zu einer Touristenattraktion entwickeln; von einer Notwendigkeit, um überhaupt genug zum Leben zu produzieren, wurden sie zu einem Naturwunder aus Menschenhand.
Unglaubliche Leistung
Spaziert man die Wege durch die Reisterrassen entlang, auf und ab, kann man leicht verstehen, warum die lokale Bevölkerung die Chancen, die der Tourismus ihnen bietet, gerne annimmt.
Man lernt aber auch schnell zu verstehen, warum die Einheimischen die Chancen aus dem Tourismus gerne ergriffen haben. Schwer zu verstehen ist nur, wie diese Terrassenlandschaft jemals konstruiert werden konnte. Das war eine Arbeit…!
Dieses Erstaunen scheint schon lange zu bestehen.
Ich bin über Geschichten rund um Dazhai gestolpert, denen zufolge der Ort schon früher ein beliebter Platz für eine etwas anders orientierte Art von Besucher war:
Dazhai wurde nämlich, schon zu Zeiten von Mao Zedong, von Vertretern der kommunistischen Partei besucht, für die der Ort als Beispiel dafür galt – und genutzt wurde – was mit vereinter Anstrengung eifriger Arbeiter nicht so alles erreichbar wäre. Eben selbst das Umsetzen – oder zumindest Umgestalten – ganzer Berghänge.
Touristische Entwicklung
Das Dorf Ping’an, umgeben von den Ping’an Reisterrassen, wurde zuerst touristisch entwickelt.
Als ich 2009 einen Ausflug an die Longji Reisterrassen machte, da ging es wahrscheinlich in das Dorf Longji, sicherlich aber nach Ping’an und zum Jiulong Wuhu Aussichtspunkt.
Ping’an ist dementsprechend einfach zu erreichen, aber auch vielbesucht.
Das Gebiet der Jinkeng-Reisterrassen liegt am weitesten vom Eingang entfernt, aber ist in den letzten Jahren stark erschlossen worden. Es bietet auch die eindrucksvolleren Blicke; die meisten Fotos, di eman mittlerweile von Longji Reisterrassen zu sehen bekommt, sind von hier.
„Traditionelle“ Kultur
Eine Sache, die als etwas seltsam auffällt, ist die Art wie man Küche und Handwerk jetzt findet.
Die Küche, die man hier nun bekommen kann, ist ganz nett. Ziemlich übliche chinesische Küche mit ein wenig lokalem Einfluss.
Als ich allerdings 2009 zum ersten Mal hier war, da gab es den „Bambus-Reis“ (der in einem Bambusrohr gekocht wird) noch in seiner lokalen traditionellen Variante: Mit einer Feldmaus als Protein darin.
Jetzt ist er überall Bambusreis mit Huhn.
Traditionelle Bekleidung findet man an den Einheimischen auch, und man kann mancherorts Frauen beim Weben zusehen. Handwerkskunst wird angeboten.
Die Bambus-Webstühle sind wohl lokal gemacht; die Technik und die Muster sehen auch traditionell (inspiriert) aus.
Die strahlenden Farben der Garne allerdings sind sicher keine lokal produzierten Fasern (sondern bestenfalls Baumwolle) und künstlich gefärbt; die Stickereien sind eindeutig maschinell gefertigt.
Das soll jetzt kein Urteil von mir darstellen; ich fand die Dinge hübsch und gute Souvenirs. Aber es gibt eindeutig eine Entwicklung von einer lokalen Lebensweise (die ganz schön hart war) hin zu einem touristischen Themenpark.
Ein Besuch der Longji Reisterrassen im Oktober
Von wegen Themenpark-artigem Charakter: Meine Hoffnung erfüllte sich tatsächlich. Hier wird erst nach den chinesischen (National-)Feiertagen geerntet, um den Touristen noch ein schönes Bild zu bieten.
Für die Ernte ist diese Zeit schon etwas spät; der Reis ist bis dahin wirklich goldfarben und zum Bersten dick. Aber, keine Beschwerde von mir. Der Blick über die terrassierten Felder ist dadurch ein beeindruckend schöner.
Jinkeng Reisterrassen
Schon gemütlich über die Pfade hier zu spazieren ist anstrengend.
Wobei, genau aus dem Grund gibt es einen Sessellift vom Dorf Dazhai zum „Goldener Buddha-Gipfel“ Jinfo-ding 金佛顶.
Wahrscheinlich waren genau deswegen nicht so viele Leute im Dorf und auf den anderen Wegen.
Tagesausflügler fahren einfach zum Parkplatz unterhalb des Orts, gehen zum Lift, fahren damit hoch und wieder hinunter.
Das macht absoluten Übertourismus, aber normaler chinesischer Tourismus ist ohnehin ein Massenbetrieb; China hat nun einmal etwas andere Bevölkerungsverhältnisse. Touristenorte sind darum gleichbedeutend mit Menschenmassen.
Es gibt immer noch viele andere Wege durch die Terrassen, zwischen den Siedlungen, die drei berühmten Aussichtspunkte hier verbindend und weiter zu den übrigen Teilen des Gebiets.
An so manchen Teilen dieser Wege und Felder kann man verschwinden und (zumindest relative) Einsamkeit geniessen.
Wohin ich ging
JinFoDing (Goldener Buddha-Gipfel) Ausblicke
Der Sessellift hierher fährt nur während eingeschränkter Stunden im Tageslicht, was JinFoDing vor dem Sonnenaufgang zu einem relativ einsamen Ort macht.
Der Sonnenaufgang über den Longji Reisterrassen ist eine der wesentlichen Sehenswürdigkeiten, wenn man also früh genug dafür kommt, kann man auf ihn warten und zusehen, wie mehr und mehr Leute (und immer noch gar nicht so viele) kommen.
Der Sonnenaufgang macht, ehrlich gesagt, keinen so grossen Unterschied für den Anblick der Felder; die Szenerie wird halt heller und heller.
Wie die Sonne allerdings über die Berge im Osten, links vom eigenen Blick ins Tal hinunter, aufsteigt, ist ein wunderbarer Anblick.
Qianceng Tianti Ausblicke
Ein anderer Weg, den man gehen – und nicht unterschätzen – sollte, führt von Dazhai vorbei an Tiantouzhai zum Aussichtspunkt Qianceng Tianti (千层天梯), „Tausend-Lagen Terrassen“.
Die Art, wie die Terrassen sich hier rasch, also wenig breit, hinab erstrecken müssen, um an den steilen Hang zu passen, ist beeindruckend – und das macht es offensichtlich, warum sie hier TianTi genannt werden, was eigentlich nicht „Terrasse“ sondern „Leiter“ bedeutet.
Um den Sonnenuntergang herum dorthin zu gehen, war nicht unbedingt die beste Wahl, geht der Blick doch in Richtung Osten – Sonnenaufgang, nicht Sonnenuntergang.
Danach wird die Nacht ziemlich dunkel, und um wieder die Pfade hinunter zu kommen, war meine Stirnlampe eine sehr gute Idee.
Tiantouzhai ist auch beliebt für Unterkünfte – man sollte nur wissen, dass man dorthin erst einmal hochgehen muss, bevor man sich im Hotel/Hostel entspannen kann.
Davor allerdings waren die Ausblicke schon sehr schön…
Die schon früher gezeigten Fotos aus Drohnensicht stammen auch von hier.
Wandern von Dazhai nach Ping’an
Ich konnte – voll wie mein Rucksack war, unklar, wie das Heimkommen danach wurde, usw. – nicht widerstehen, die Wanderung von Dazhai nach Ping’an zu machen.
Es war anstrengend genug, aber auch interessant.
Man kommt (zu dieser Zeit) an mehr bereits abgeernteten Feldern vorbei. An Feldern, die aufgegeben wurden. Durch Waldstücke.
Etwas seltsam durch den Ort Zhong Liu, am Hang neben einer Strasse mitten durch ein kleines Häuserlabyrinth.
Schlussendlich führt er zum Blick auf das andere wesentliche Areal an Reisterrassen, jene von Ping’an.
Die Ping’an Reisterrassen
Die Top-Aussicht hier, metaphorisch und wortwörtlich, ist jene der Neun Drachen und Fünf Tiger (九龙五虎, Jiu Long Wu Hu).
Hier kam mir die Offenbarung, dass es dieser Ort war, den ich vor Jahren einmal besucht hatte. Es wurde alles schon damals etwas kommerzialisiert, aber meine Erinnerungen an den Ort waren kaum mit dem heutigen Stand vereinbar.
Die Felder sind immer noch Terrassen, die Pfade immer noch steil, aber touristische Infrastruktur ist seit damals wirklich ausgeufert.
Der Blick ist trotzdem immer noch ein schöner.
Am Weg – oder zumindest, auf einem der Wege – hinunter kommt man an einem anderen berühmten Aussichtspunkt hier vorbei, Sieben Sterne um den Mond (七星伴月).
Er soll gut für Fotos sein – und das ist heutzutage der wesentliche Zeitvertreib und Grund für einen Besuch, so wie es aussieht; ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich die sieben Steinhaufen auf einem mondförmigen Feld dort wirklich gesehen habe.
Es gäbe auch noch die Longji Ancient Zhuang Rice Fields, die Alten Reisterrassen der Zhuang, würde man weiter wandern.
Das scheint kaum jemand jemals zu tun, und der Weg war bzw. wurde mir auch so schon ein etwas langer…
Für mehr über den Wanderweg, hier entlang.
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