Für meinen Ansatz der Mikroexploration werden die Nachteile und Probleme von WearOS von den Möglichkeiten mehr als nur aufgewogen.
Insbesondere die Suunto 7 fand ich ein interessantes Werkzeug dafür.
Das Outdoor-Problem von WearOS
WearOS-Uhren haben für die Outdoor-Verwendung ihre Nachteile; allen voran in der Batterielaufzeit.
Es ist kein Wunder, dass sie grossteils für allgemeine Fitness, neben den Smartwatch-Funktionen, für die sie grundsätzlich gemacht sind, eingesetzt werden.
Vor Suunto hatte nur Casio es, mit der ProTrek Smart-Serie, gewagt, den Schritt Outdoor zu machen.
Die Suunto 7 macht die Nachteile von WearOS, insbesondere im Vergleich zu den Erwartungen, die man an Suunto-Uhren hat, sehr deutlich.
Die Probleme selbst stellen sich aber, wenn man sie so betrachten will, als positive Lektionen heraus.
Also, sehen wir mehr!
„Mikroexploration“
Exploration muss nicht unbedingt gefährliche Abenteuer, Reisen in das weit entfernte Unbekannte, bedeuten.
Es kann schon ausreichen, andere Wege rund um sein Zuhause zu nehmen.
Mehr Aufmerksamkeit auf die Veränderungen auf denselben Wegen, im Lauf der Jahreszeiten, zu werfen.
Mehr zu lernen und zu bemerken, wie anders man bekannte Orte dadurch sehen kann.
Die Suunto 7 funktioniert meiner Meinung nach gut – vielleicht am besten – als ein Werkzeug für solche Mikroexplorationen.
Mehr Sehen mit Landkarten am Handgelenk
Mit ihren Routenführungs- und Streckenaufzeichnungsfunktionen mit Unterstützung durch Mapbox-Landkarten und Suunto Heatmaps (die zeigen, wo die meisten Leute schon unterwegs waren und das aufgezeichnet haben) kann die Suunto 7 gut genutzt werden, um mehr zu lernen und mehr zu sehen.
Man kann Routen folgen, die man vorgeplant hat – und wenn man Routen vorplant und synchronisiert, bevor man das Gerät über Nacht, verbunden mit dem WiFi, zum Aufladen ansteckt, dann werden die Landkarten für die geplanten Routen auch gleich heruntergeladen.
Damit laden sie sich nicht nur schneller auf der Uhr, man kann die Suunto 7 auch in den Flugmodus setzen, um die Batterie etwas zu schonen.
Muss man seine Pläne ändern, kann man alternative Wegmöglichkeiten gleich am Handgelenk sehen.
Vom Vorteil, *keine* automatische Routenführung zu haben
Es gibt keine automatische Routenführung anhand dieser Karten, aber auch das halte ich eher für einen Vorteil als einen Nachteil.
Man kann dadurch nämlich daraufkommen, dass man sich mit seinem Platz in der Welt näher beschäftigen und sich keine schlechten Angewohnheiten von Uhren antrainieren lassen sollte.
(Noch dazu sind die automatisch geplanten Routen oft ziemlich problematisch; regelmässig versuchen sie Wegen zu folgen, die überwachsen sind, gar nicht existieren, etc.)
Vorteil Batterie-Probleme
Die Batterielaufzeit ist natürlich ein Problem, aber auch das beinhaltet eine positive Lektion.
Das grössere Problem ist nämlich, sich komplett darauf verlassen zu wollen, dass eine Outdooruhr einen entlang der besten Pfade leiten würde, ohne dass man selbst nachdenken müsste.
Ich will mehr sehen, mehr lernen, nicht blind den Abbiegehinweisen einer Uhr folgen!
Darum macht es Sinn, die Suunto-App laufen zu lassen, ohne ständig auf die Navigation zu achten. Ständig in der Navigationsansicht laufend, wäre die Batterie noch dazu ratzfatz leer.
Vielleicht schaltet man überhaupt auf das normale Ziffernblatt zurück und lässt die Suunto App wirklich nur im Hintergrund laufen. So ist es durchaus gut möglich, stundenlang draussen unterwegs zu sein.
Man kann dabei ja auch einfach bekannten Pfaden folgen. Oder Wegen, die einen gerade ansprechen.
Will man extra-lange unterwegs sein, muss man sich nur für eine Mittagspause, jedenfalls für ein Biwak über Nacht, niederlassen und die Uhr laden.
(Aufladen, während man auf Achse ist, funktioniert, ist aber nicht ratsam; es stört die Navigation. Wer lange erkunden will – oder kürzer Spass haben – sollte es aber auch nicht nötig haben, zu laufen und eine solche Uhr zu laden.)
Ein Blick Rundum
Während man sich niedergelassen hat, ist es auch Zeit für einen Blick rundum. In der Realität und mit den Landkarten am Handgelenk.
Mit den Landkarten mit ihrer hohen Qualität und einfachen Benutzung dank Touchscreen, plus Knöpfen zum Zoomen, funktioniert das wunderbar.
Ich habe einige Orte nur so entdeckt.
Die Namen von Plätzen, an denen ich nur zu oft schon vorbeigekommen war, aber nicht auf eine Karte gesehen hatte.
Orte mit Namen, die ich noch nie zuvor bemerkt, dann aber auf der Karte gesehen hatte und es wert fand, sie aufzusuchen.
Und das sind Beispiele aus dem Flachen, noch nicht in den Bergen, wo die Karten noch eine spannendere Welt der Einsicht in Gipfel und Wege und interessante Orte rundum bieten.
Navigation? Per Karte!
Navigierend oder erkundend haben Pfade, die auf der Landkarte gut ausgesehen hatten (oder dies zumindest für die entsprechende App getan hatten, in der automatischen Routenerstellung zwischen Wegpunkten) oft sehr viel weniger Sinn ergeben.
Manchmal existieren die Wege gar nicht… und die Karten auf der Suunto 7 helfen immens dabei, alternative Routen zu finden oder querfeldein wieder auf Wege zu kommen.
Manchmal waren die richtigen Wege nicht einfach zu erkennen, und auch da wieder helfen die Karten auf der Suunto 7 oft, den richtigen Weg zu finden.
Auch hier wieder: Zumindest kommt man damit zu einer intensiveren Beschäftigung mit den Wegen, dank Kartenmaterial und dem Weg vor den Füssen.
Das kann nur helfen, sich heimisch zu machen.
Ausgetretene Pfade, zum Guten und Schlechten
Manchmal schienen Wege auch, im Vergleich zu Wegmarkierungen, schlecht ausgewählt, und der Blick auf die Heatmap-Ansicht machte klar, welchen Weg die meisten Leute eingeschlagen hatten.
Zu anderen Zeiten wieder geniesse ich es, die Heatmap-Ansicht genau entgegengesetzt dafür zu nützen, um die meistbegangenen Wege zu vermeiden und andere Pfade zu nehmen.
Um meinen üblichen Wohnort sind die meisten meistgenommenen Wege ohnehin jene, die ich selbst schon jahrelang gelaufen bin – und diese Wege auf der Heatmap hell leuchtend zu sehen, ist eine gute Motivation, endlich auch andere Wege zu erlaufen.
Weltweite Wege
Eine wesentliche Geschichte für mich ist auch dies: Diese Landkarten sind für die ganze Welt verfügbar.
Auf Reisen mit der Suunto 7 in China hatte ich damit wunderbare Karten, wo auch immer ich hinfuhr, gleich am Handgelenk.
In Städten wie in ländlichen Gegenden konnte ich sehen, wo ich war, wohin ich konnte und wohin andere Leute zuvor gegangen waren.
Wegbeschreibungen, geschweige denn GPX-Dateien, sind für ländliche Teile Chinas meist nicht verfügbar.
Landkarten für Touristen sind bestenfalls sehr fantasiereich, aber kaum nutzbar.
Chinesische Landkartendienste sind einfach nur schlecht, wenn es um irgendetwas anderes als Autofahrten geht; internationale Dienste funktionieren nicht gut oder gar nicht.
Die Mapbox-Karten in der Suunto App (am Smartphone und auf der Suunto 7) funktionieren aber grossartig. Und sie sind gratis; man muss keine Topo-Landkarten für die Region kaufen – die es für China ohnehin gar nicht gäbe.
Mein Chinesisch ist gut genug, dass ich es wohl zurück in bekannte Gebiete geschafft hätte, hätte ich mich verlaufen. Es wäre aber doch sehr seltsam gewesen, plötzlich an jemandes Türschwelle zu stehen. Dementsprechend angenehm war es, solches Kartenmaterial dabei zu haben.
Also: Probleme – aber auch Spass und Chancen
Alles in allem will ich die Probleme der Suunto 7 dementsprechend nicht schönreden. Sie hat diese definitiv.
Dieses Gerät ist aber auch eine Menge Spass, als ein Werkzeug für Fitnesstraining und für Mikroexploration.
Es fehlt nur noch Tracking von „Ressourcen“ und Schlaf, dann würde auch der Aspekt des Sich-Selbst-Kennenlernens als körperliches Wesen von dieser Uhr abgedeckt werden.
So oder so, die nächste Übernacht-Tour in den Bergen kann ich kaum erwarten. Da will ich die Suunto 7 wie hier vorgeschlagen verwenden, um heimisch zu werden, zu erkunden – mit Pausen, um mich umzusehen und mehr zu lernen und um die Uhr und mich selbst aufzuladen.
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