Die Veilance Deploy LT aus Gore-Tex C-Knit hatte mich zunächst mit ihrem „Sidewinder“-Zipp und der weissen „Vapor“-Färbung angezogen.
Zuerst haben das extra-leichte Material und der Schnitt für Probleme gesorgt. Jetzt, nun doch in schwarz, ist es eine Lieblingsjacke.
Aber fangen wir von Anfang an.
Früher: Deploy Composite
Die Vorgängerversion des Deploy LT war das Deploy Composite. Es hatte schon die Silhouette der aktuellen Jacke.
Nicht zuletzt hatte es den zur Seite verlaufenden Zipp, der diesen weg vom Gesicht führen soll.
Im Gegensatz zu seiner aktuellen Wiedergeburt war es allerdings aus Gore Windstoppen und einem „nylon plain-weave“ zusammengesetzt – eben „Composite“.
Diese Version war bereits leicht, aber die Revision die im Frühjahr/Sommer 2021 herausgekommen ist, setzt dem noch eins drauf.
Jetzt: Deploy LT
Zum grössten Teil hat das Deploy LT keine der speziellen Schnitte, die an Veilance-Bekleidung so interessant sind. Besondere Features gibt es allerdings, auf die übliche eigene Art. Und das Deploy LT hat eine Verbindung zu (Sport-)Streetwear-Trends, die ziemlich interessant ist.
Das Marketing von Veilance beschreibt das Deploy als eine charakteristische Silhouette, aber es ist doch eines der simpleren Stücke. Mit einem Twist.
Der Spezielle Sidewinder-Touch
Die grösste Besonderheit im Design ist und bleibt der wasserdichte Zipp, der in der Mitte der Jacke nach oben verläuft (wie jeder andere), sich dann aber zur Seite des Kragens zieht, um asymmetrisch nach rechts versetzt zu enden.
Beim Sidewinder-Jacket mit dem im Wesentlichen selben Design wurde die grössere Flappe, die sich am geöffneten Kragen ergibt, durch einen kleinen Druckknopf fixiert, damit sie nicht herumflattert.
Das Deploy LT verzichtet darauf. Ist der Kragen geöffnet, liegen seine Teile entweder flach gegen die Jacke oder flattern eben, unterschiedlich gross.
Stil-Frage
So sollte man diese Jacke ohnehin nicht tragen.
Idealerweise schliesst man das Deploy LT komplett, wie alle Veilance-Jacken.
Die Kapuze lässt sich nicht wegpacken, sie liegt auch nur gegen die Jacke, wenn man sie nicht am Kopf trägt.
Die Kapuze und der potentielle Designfehler des Deploy LT
Mit der Kapuze ist das so eine Sache.
Die Anpassungsmöglichkeiten, die sie durch Elastikbänder, die zu innengelegenen Laschen führen, bietet, sind nett. Diese Laschen sind allerdings nicht ganz einfach zu erreichen; man muss den Zipp dazu etwas öffnen.
Die Kapuze ist eher hoch, aufrecht, mit wenig Schutz, der sich nach vorne zieht, um das Gesicht zu schützen.
Für eine Sommerjacke sollte das okay sein, aber man sollte sich dessen bewusst sein. Windgepeitschter Regen wird wohl nicht die Stärke dieser Jacke sein.
Als problematischer für mich stellte sich heraus, dass die Kapuze den Kragen der Jacke gegen das Gesicht zieht.
Mit dem und der oft obligatorischen Gesichtsmaske, die ich während meiner Nutzung des Deploy LT in Vapor zu tragen hatte, wurde der Oberteil des Kragens in Probleme gebracht.
Delaminierung am Kragen
Veilance / Arc’teryx Kundendienst blieb standheft dabei, dass die Jacke praktisch nur durch Fett von meiner Haut „kontaminiert“ wäre. Möglicherweise hätte das auch zu einer Delaminierung der Membran geführt; ich hätte die Jacke doch einfach viel öfter waschen sollen.
Das Problem ergab sich allerdings nach gerade ein paarmaligem Tragen der Jacke, was ziemlich enttäuschend war und mich doch verwunderte.
Ich muss wohl akzeptieren, dass es Kontaminierung der Membran gegeben hatte, eben wenn die Kapuze den Kragen gegen mein Kinn oder meinen Hals gezogen hatte.
Ich denke allerdings doch, dass es wohl auch Probleme mit Reibung gegen die Gesichtsmaske gegeben hatte, damit das Material so schnell schlechter wurde.
Das hat sich alles nicht so gut für das C-Knit-Material angelassen (und ich habe mittlerweile von ähnlichen Problemen bei einem System_A Dume Jacket in C-Knit gehört).
Veilance-Kundendienst war allerdings gut wie immer und bot mir an, die Kaufsumme für eine andere Jacke zu nutzen. Das Deploy LT in Vapor war bereits ausverkauft, und so – der Jacke trotz allem eine Chance geben wollend – wechselte ich zu schwarz.
Vapor vs. Schwarz
Am interessantesten war das Deploy LT in dem off-white „Vapor“ Farbschema mit seinen kontrastierenden schwarzen Zipps.
Durch den asymmetrisch verlaufenden Zipp und die zwei Taschen unten an der Front produziert dieses Colorblocking einen speziellen Look.
Die Farbe Vapor ist dadurch näher an einem Trend im Streetwear und bei Sportbekleidung, die ich sehr interessant finde. Im Rahmen von Nachhaltigkeitsinitiativen, einerseits, versuchen viele Unternehmen, weniger Farbstoffe in ihrer Produktion zu verwenden. Andererseits sind rein-weisse und off-white Stücke auch etwas trendy geworden.
Insbesondere von Adidas habe ich einige derartige Stücke in deren stadtorientierten und Terrex (Trailrunning) Serien gesehen.
Für diesen interessanten Look bezahlt man natürlich damit, dass das leicht grau-weisse „Vapor“ etwaigen Schmutz oder Verfärbungen schneller zeigt.
Auf jeden Fall ist dem beim Microfleece am Bündchen so.
Und das schwarze Deploy LT?
Die schwarze Version ist viel stealthier; sie könnte auch länger, im Sinne von Zeitlosigkeit, tragbar sein.
Schwarz ist das Deploy LT auf jeden Fall weniger besonders und auffällig, wenn man nicht gerade das Schwarz-auf-Schwarz des Zipps oder gar die Nähte, die den Schnitt zeigen, bemerkt.
Die Notwendigkeit eines solchen näheren Blicks – und überhaupt einmal das Wissen um diese – um überhaupt zu erkennen, womit man es zu tun hat, das ist allerdings sehr Veilance.
Material und Nutzen
Ein näherer Blick hilft auch, das Material zu schätzen. Die Leistung des Deploy LT liegt schliesslich nicht nur in seinem Look.
Die Jacke ist aus einem 3L-Gore Tex mit C-Knit Untermaterial in 13D Stärke gebaut.
Diese 13 Denier sind (annähernd) doppelt so stark wie die 7D des Rab Phantom aus Pertex Shield, das ich als Laufanorak auf vielen Lauftouren bei schlechterem Wetter genutzt habe. Im Vergleich zu Winterjacken aber es ist immer noch praktisch nichts.
Die Schutzleistung der Jacke
Das macht das Deploy LT zu einer leichten Shell für Regengüsse in warmem Wetter. Es könnte natürlich auch bedeuten, dass die Jacke weniger lange hält, als schwerere.
Das Gore-Tex sollte so oder so gut schützen, und diese Konstruktion bietet eine gewisse Flexibilität in der Nutzung:
Dank des C-Knit und des leichten Materials trägt sich das Deploy LT über einem dünnen Shirt sehr angenehm – und viel mehr würde man in warmen, regnerischen Bedingungen nicht anziehen wollen.
Selbst kurze Ärmel, nackte Haut gegen die Arme der Jacke, sind kein Problem; es fühlt sich gut an.
Gleichzeitig sind Gewicht und Leistung so, dass man diese Jacke ganz gut mit etwas ein wenig wärmerem darunter im Schichtprinzip kombinieren kann, um in allen ausser wirklich kalten Bedingungen zurechtzukommen.
„Zwiebelprinzip“, nicht damit
Beim Ankleiden nach dem Schichtprinzip können die Bündchen allerdings ein Problem bereiten.
Sie sind in einem schön asymmetrischen Schnitt konstruiert, mit einem elastischen Textil, das sich schön um die Handgelenke schmiegt… aber ein weiteres langärmeliges Shirt oder einen Midlayer (oder Blazer) oder eine dickere Sportuhr darunter eher zu einem Problem macht.
Für mich (als jemanden zwischen M und S) ist die Grösse M der Jacke geräumig genug, um ein Shirt und einen Blazer oder einen Midlayer darunter zu ermöglichen, wenn etwas mehr Wärme nötig ist.
Dann aber ragen die Ärmel der unteren Schicht gerne aus den Deploy-Ärmelbündchen heraus und bewegen diese etwas armaufwärts, was ein wenig seltsam aussieht.
Besser ist es, die Deploy LT als eine wirkliche Sommer- und Übergangsjacke zu nutzen und möglichst wenig darunter zu tragen.
Langfristigere Erfahrungen: Back in Black, und so ist das Deploy LT super
Während ich das Deploy LT in Vapor nur beunruhigend kurz hatte, habe ich die schwarze Version mittlerweile schon über ein Jahr in Verwendung.
Die Jacke ist mittlerweile mein treuer Begleiter geworden, wenn die Temperaturen gerade einmal nahe am Gefrierpunkt liegen oder es zwischen den Jahreszeiten, die gar keine Jacke beziehungsweise eine isolierte Jacke brauchen, Regenwetter gibt.
Ich trage die Jacke praktisch immer, wenn ich auch meinen Daypack trage, und sie hat das sehr gut ausgehalten. Gerade in Anbetracht dessen, wie dünn und leicht sie ist, hat sie sogar überraschend gut ausgehalten.
Natürlich bin ich diesmal der Anweisung des Arc’teryx-Kundendienstes gefolgt, die Jacke so ähnlich wie jedes andere regulär genutzte Kleidungsstück zu waschen, mindestens nach zwei Wochen der Nutzung.
Natürlich könnte es auch sein, dass das schwarze Gore-Tex etwaige Kontaminierung oder Defekte schwer erkennen lässt (während das weisse Material sie klar erkennbar macht). Soweit ich allerdings gesehen und gesucht habe, gibt es diesmal keine Probleme.
Die Kapuze lässt tatsächlich etwas Regen auf meine Brille fallen, und sie zieht den Kragen gegen den Hals. Es gibt diesmal aber keine Probleme mit der Qualität oder Leistung des Materials.
Eine Verschlechterung der Eigenschaften des Gore-Tex, wie ich sie von so zahlreichen Waschgängen erwartet hätte, hat sich auch nicht eingestellt. Es muss jetzt wohl weniger DWR auf der Jacke sein, als anfänglich, aber das meiste Regenwasser perlt immer noch sehr schön ab.
Alles in allem bin ich mit der schwarzen Deploy LT jetzt sehr zufrieden.
Sie ist keine Jacke, die man als Winterschutz mit dickeren oder zahlreichen Schichten darunter verwenden sollte, sie ist wirklich eine Regenjacke für wärmere Temperaturen.
Das sollte man bedenken, aber sie leistet durchaus in einem weiteren Bereich an Bedingungen passable Dienste.
Sie ist leicht, stylisch auf eine sehr zurückhaltende Art und offenbar längerfristig beständig, als ich befürchtet hätte.
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