Die alte Stadt Dali, wunderschön zwischen See und Bergen gelegen, zeigt ein anderes China als das moderne, umtriebige.
Die Stadt auf der Alten Tee-Pferde-Strasse hat sich zu einem beliebten Tourismusziel entwickelt, aber das gerade weil sie ihren entspannten Flair bewahrt hat.
Dali ist eine dieser Städte auf der Tee-Pferde-Strasse, die oft nur kurz besucht werden, irgendwie nett sind – aber selten genug erkundet werden.
Ich selbst hatte auf meiner Erkundung des Chili in China kaum mehr Zeit als für ein paar Eindrücke, einen Besuch des wichtigsten buddhistischen Tempels der Stadt und für einen schnellen Blick auf lokale Bauernmärkte.
Es ist schade, betrachtet man die Geschichte dieser Stadt.
Dali war nicht nur eine frühe wesentliche Touristen-Destination, als China einen Hippie-Trail hatte. Früher war sie der Sitz des Königreichs der ethnischen Minorität der Bai.
Die eindrucksvollen Drei Pagoden weisen auf ihre Vergangenheit als buddhistisches Königreich hin.
Die Drei Pagoden des Chongsheng Tempels
Vom Chongsheng Tempel hört man selten. Die Drei Pagoden sind eigentlich nur ein Teil dieses Tempelkomplexes, aber sie sind älter und bei weitem eindrucksvoller.
Wie so oft sind auch hier diese auffälligen Teile des Tempels bekannter als der Tempel, zu dem sie eigentlich gehören. Noch dazu wurde dieser Tempel renoviert, wenn nicht gar komplett wiederaufgebaut, während die Pagoden einiges an Wirren und Erdbeben überdauert haben.
Einheimische erklären das mit ihrer spirituellen Bedeutung… aber in modernen Zeiten und als akademisch eingestellte Personen interessiert uns natürlich eher die Frage nach ihrer Authentizität. Danach, wie es jetzt um sie steht, wie das entstanden ist und was uns das über die Welt sagt.
Jetzt sind die Drei Pagoden ein wesentlicher Teil des Touristenstroms nach Dali und entlang der Tee-Pferde-Strasse.
Der Blick von oben (und südlich des Eingangs) zeigt die moderne Situation gut: Es führt eine grosse Strasse geradewegs am Tempeleingang vorbei (und gleich abseits von der Ansicht hier befindet sich ein grosser Parkplatz).
Und trotzdem, die Stadt rundum ist nicht sonderlich verbaut worden; die nahen Berge sind üppig bewachsen und für einen Bergsportler sehr lockend.
Die Pagoden dienen auch als Leuchttürme zur Mikroexploration.
Man sollte sie nicht einfach nur betrachten und als Selfie-Motive nutzen (auch wenn ich dem auch nicht widerstehen konnte), sondern sie auch als Grund ansehen, mehr über ihre Geschichte und die Geschichte dieses Ortes zu lernen.
Eine kleine Geschichte von Dali
Dali, wie kurz erwähnt, war früher ein buddhistisches Königreich der Bai-Minorität.
Ihr wisst schon, eines dieser Königreiche, von denen man oft und praktisch nur im Zusammenhang mit dem früheren Tibet hört.
In Yunnan gab es tatsächlich einige solcher Königreiche ethnischer Minoritäten. Sie spielten im Trubel der Warlord-Ära zwischen dem Ende der Qing-Dynastie und der Gründung der Volksrepublik ihre Rolle.
Schon zuvor, während der Qing-Dynastie, existierten sie (bzw. zumindest ihre Herrscher und die Machtstrukturen rund um diese) noch und erfüllten administrative Funktionen als Teil des Kaiserreichs.
Das Königreich von Dali allerdings bestand wesentlich früher, zwischen 937 und 1254. Es umfasste Teile von Yunnan, Südwest-Sichuan und des nördlichen Myanmar.
Viele der Herrscher des Königreichs dankten ab, um die Herrschaft geordnet zu übergeben und Mönche zu werden – auch wenn man sich sicher sein kann, dass ihre Herrschaft nicht ohne militärische Eroberungen zustande gekommen war.
Das Dali-Königreich selbst fiel unter dem Ansturm der mongolischen Krieger, angeführt von Kubilai Khan, der die Yuan-Dynastie gründete (die ihrerseits von 1271 bis 1368 über China herrschte).
Aus dieser Zeit stammt das Aussehen der Altstadt von Dali – zumindest auf gewisse Weise: Sie wurde zu diesem Aussehen hin renoviert, mit dem sie umgebenden Graben und den Stadttoren.
Inwieweit diese Architektur allerdings überdauert hatte und restauriert worden war oder „renoviert“ im Sinne von „neu aufgebaut“ worden war, das lässt sich nicht sagen.
Ich kann sagen, dass ihr modernes Aussehen ein spezielles ist…
Eindrücke von der Altstadt von Dali
In ziemlich typischer chinesischer (Touristenstadt-) Manier sind manche der Ansichten etwas kitschig.
Die Neonlichter auf dem Stadttor, das ich in meiner ersten Nacht in Dali entdeckte, die erinnerten mich jedenfalls schon sehr an Manche davon waren schon etwas speziell; das Neon auf dem, eigentlich hübschen, Tor und Wachturm erinnert mich schon sehr an „Big Trouble in Little China“.
Die Architektur ist trotzdem ziemlich hübsch, und die entspannte, wenn auch touristische, Atmosphäre ist sehr angenehm.
Lokale Märkte in Dali
Lokale Märkte, gleich um die Ecke von solchen Hauptstrassen, sehen gleich ganz anders aus. Das sind keine Orte, die für Touristen gemacht sind, sondern Plätze, an denen Einheimische zusammenkommen, um Gemüse von lokalen Bauern zu kaufen.
Wie im ganzen Yunnan ist auch hier die Vielfalt an Pilzen sehr gross und besonders auffällig.
Man darf aber auch nicht in die Falle tappen, zu glauben, alles müsse irgendwie „authentisch“ nach missverstandener, traditionalistischer Art sein.
Andere Eindrücke
Hübsch kann etwas auch auf moderne Art sein, wie etwa das Boutique-Hotel, in dem ich in Dali übernachtete:
Auch das ist das moderne China!
Leute und zufällige Einblicke haben dennoch ihr ganz spezielles Flair…
… und bieten einigen Anlass zu Verwunderung.
Ich habe aus Dali jedenfalls erinnerungswürdige Eindrücke mitgebracht. Vieles also auch zum sich-erinnern, mehr sehen, mehr lernen, sich zu Hause machen in dieser Welt.
Und wer noch mehr davon sehen möchte, was ich hier in Sachen Essen und Chili gefunden habe, der kann auf ChiliCult weiterlesen!
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